Carmen Crepinsek: „Der Frisörberuf ist sehr vielseitig.“
Carmen Crepinsek führt seit vielen Jahren einen Frisörsalon in Friedrichshafen-Kluftern. Obwohl sie viele begeisterte Kunden hat, drückt der Schuh: Sie findet immer schlechter gutes Personal…
Der Frisörberuf ist besser als sein Image.
Carmen, was ist das größte Vorurteil des Friseurberufs?
Naja, die Friseurin selbst: hübsch und dumm…
Im Beautybereich gibt es immer wieder Trends, die sich wiederholen. Ist das im Haarstyling auch so?
Ja, definitiv. 2019 waren wir auf den Spuren der der 70er. Ein bisschen Hippie, ein bisschen Glamour. 2020 kommt die Rückbesinnung zur Natur. Die neuen Trendfrisuren setzen auf Natürlichkeit. Auch das hatten wir schon mal….
Du bist Friseurmeisterin und fast 30 Jahren selbstständig. Was hat sich in dieser Zeit am stärksten verändert?
Der Facettenreichtum des Berufes: Haareschneiden alleine reicht schon lange nicht mehr. Die KundINNEN haben größere Ansprüche, fordern mehr Aufmerksamkeit und Zeit. Außerdem haben wir im Salon wesentlich mehr Verwaltungsaufwand.
Schaut man sich die Stellenbörsen an, scheint es zu wenig FriseurINNEN zu geben. Woran liegt das?
Ich denke die Belastungsbereitschaft ist zurückgegangen und das unattraktive Samstagsarbeiten …
Ist das Friseurhandwerk wirklich so anstrengend und deshalb so unattraktiv?
Es gibt sicher weniger anstrengende Berufe. So manche Friseurkollegen haben Rücken oder Hautprobleme. Darum achten wir sehr auf die richtige Körperhaltung, arbeiten viel im Sitzen, sind konzequent im Hautschutz und verwenden qualitativ hochwertige Produkte.
Du bist Friseurin mit Leib und Seele. Was sind für Dich die schönsten Facetten Deines Berufs?
Ich finde den Frisörberuf nach wie vor sehr vielseitig. Mein Anspruch ist zu den Besten zu gehören. Das bringt schon eine tägliche Herausforderung mit sich. Unsere Kunden vertrauen mir und das spornt mich an. Und auch wenn ich jetzt schon so viele Jahre im Geschäft bin, möchte ich mich immer weiterentwickeln, z.B. die Haarverlängerung und -optimierung! Die Ausbildung dafür habe ich schon vor einem Jahr begonnen und den „Masterabschluss“ ist mein nächstes Ziel.
Für wen ist der Friseurberuf geeignet? Für wen eher nicht?
Eine FriörIN sollte ein gepflegtes Äußeres, gute Umgangsformen, Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Engagement mitbringen. Außerdem ist Empathie sehr wichtig! Daraus ergibt sich schon wer für den Friseurberuf nicht geeignet ist. NO GO`S sind für mich, die Kunden lieblos und leidenschaftslos bedienen oder Produkte aufdrängen. Wie in vielen Dienstleistungsberufen müssen wir auch Kritik aushalten können, sie zu akzeptieren, ohne daran zu zerbrechen.
Eine Kundin kommt mit einer Zeitschrift in den Laden. Die dort abgebildete Frisur würde ihr nicht stehen. Was machst Du?
Ich würde zunächst nachfragen, was ihr an der Frisur gefällt. Warum es gerade diese Frisur sein soll. Dann das Für und Wider klar darlegen. Zu einer guten Beratung gehört aktives Zuhören, sowie Ideen, Vorschläge und Tipps geben. Meistens ist dann die Frisur aus der Zeitung nebensächlich.
Du hast einen Paul Mitchell Flagship Salon. Warum begeistert Dich die Paul-Mitchell-Philosophie?
Paul Mitchell ist ein Familienbetrieb mit einer Vision. Das Unternehmen ist immer am Puls der Zeit, stellt vegane Produkte her, verzichtet auf Tierversuche und begegnet uns Partnern auf Augenhöhe. Außerdem hat Paul Mitchell ein faires Preismodell.
Für Dich ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Bei Euch werden umweltschonende und Produkte, Bio-Fairtrade-Produkte und -Putzmittel verwendet. Was würdest Du gern noch besser machen?
Ich hätte gerne weniger Papierverbrauch. Wir müssen trotz Digitalisierung manuelle Kassen-Zählprotokolle führen und mich nerven die Kassenzettel und die DSGVO. Da habe ich immer noch keinen optimalen Prozess gefunden.
Eine Frage am Schluss. Wie lange brauchst Du morgens für Deine Haare?
Lacht. Waschen, pflegen, föhnen, stylen inklusive Dusche 15 Minuten. Da habe ich meine Produkte, die genau zu meinen Bedürfnissen passen, dann geht es ganz schnell.
Interview: Aline Sommer